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Jacob Heinrich Zernecke.


Thornische Chronica

in welcher die Geschichte dieser Stadt zusammen getragen worden.

Berlin, MDCCXXVII.


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Vorrede

 

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[...]
Bey und in der grossen Unruhe seine Ruhe suchen, und auch wircklich finden, ist gewiß sich selbst glücklich überwinden. Die wahren Proben davon können, durch göttlichen Beystand, unter andern, meine wenige Historische Schriften geben: Denn die grosse Pest-Unruhe, welche die mehresten Gemüther der Menschen bey augenscheinlicher Todes-Furcht und Gefahr in die grösseste Wallung zu bringen pfleget, hat, GOtt Lob, mein Gemüth, bey Ausfertigung des verpesteten Thorns und der Thornischen Chronicke, A. 1710, gleichsam in die Stille und Ruhe gebracht, darüber ich glücklich aller Angst und Noth vergessen. Ferner: Die schwere Kriegs- und unerträgliche Einquartie-[...]rungs-Unruhen, welche mir zum öftern in meiner Behausung kaum ein Räumlein übrig gelassen, sind durch das A. 1712 publicirte Bekriegte, Geehrte und Gelehrte Thorn einigermassen versüsset, und die Sorgen, an diese Last ängstlich zu gedencken und sich unnütz zu bekümmern, mir hiemit guten Theils benommen worden. Und in welche fast höchste Unruhe hat der allweise Rath und allerheiligste Wille meines Gottes mich nicht gegenwärtig gesetzet, und mich Leibes-Lebens-Seelen-Ehren-und Vermögens-Noth und Gefahr schmertzlich empfinden lassen? Allein auch wieder treulich an mir erfüllet, was er allen Frommen beym Jeremia c. XXXIX. v. 17. & 18. versprochen, und dabey durch seine Gnade und Kraft mein Gemüth so munter und gelassen in meiner reinsten Unschuld bey diesem harten Creutze gemachet, dass in der grössesten Todes-Gefahr ich ruhig schlafen mögen, und bey allen gottlosen Verleumdungen, Verfolgungen und listigen Nachstellungen dergleichen Müsse gefunden, dass bey der erzwungenen Retirade(*) diese vermehrete Hi-[...]storie zu einer ansehnlich-neuern Auflage dem Hrn. Verleger hiermit lirffern mögen. Herr, mein Gott, dein ist allein die Ehre; dein ist allein der Ruhm! Und dieser Gemüths-Ruhe sollen [] mich auch keine bittere Urtheile, noch spitzige Censuren, hinkünfftig zu beunruhigen fähig seyn, weil ich weiß, dass sie allemal auf was Gutes erfolgen (**), und ein böser Mensch eher das Gute als das Böse, so bey i8hm was Gutes heisset, tadeln wird, seine übermäßige Klugheit und angeschwollene Hoffart weiß auch nichts anders, denn das, was nicht aus seinem Gehirn und Köcher kommet, gering zu achten. Die Ehre der Wahrheit (***) und Liebe zu meiner Vater-Stadt ist der einzige Zweck gegnwärtiger Bemühung gewesen, nach welcher auch geringscheinende Sachen mit wichtigen, zu jedermanniglichen Nutzen und Erbauung, wohlbedächtig vergesellschafftet habe., und also bewerth befunden, was der berühmte Historicus, Joachimus Curaeus, in seinen Annalibus Silesiae geschrieben: Quod vehementius & utilius erudiant exempla domestica, licet si minima; & ingens dulsedo sit homini honesto non tam virtutem & splendorem Majorum & cognatorum, quam acta Civium suorum, intueri. Dantzig den 5. Decembr. Anno 1725.

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(*))  Solche Retirade (schreibet ein Französicher Autor in seiner Staats-Klugheit in der 77. Maxime) sey eigentlich nur eine Veränderung des Orts, die demjenigen, dessen Leben unsträfflich ist, keinen Kummer zu machen hat. Denn frommen und unschuldigen Leuten ist das eine Land so gut wie das andere; weil sie allenthalben finden, was zu ihrem Leben nöthig ist, und damit begnügen sie sich auch. Dahero, wenn man durch einen Unglücks-Fall genthiget ist, sich in eine Einsamkeit zu begeben, nachdem man allezeit in öffentlichen Ehren-Aemtern gelebet, so muß man weder murren, noch vergeblich wehklagen, denn dieses dienet nur seine Schwäche zu zeigen; sondern man muß vielmehr frölich und getrost verlassen, was man nicht mehr erhalten kann. Es haben auch großmüthige Leute nicht so viel Mühe und Kummer, die hohen Aemter abzutreten, als sie gehabt, solche anzutreten; Denn sie wissen, wie schwer es sey, allen Pflichten derselben nachzukommen: Und weil sie solche auch, ohne ihr Hertz daran zu hengen, besitzen, so lassen sie selbige ohne Schmertzen und Traurigkeit fahren. Die Zufälle, die ihnen solche rauben, und die man gemeiniglich ein Unglück nennet, sehen sie an als einen Eingang zu ihrer Glückseligkeit; weil sie, da sie sich nach diesen von tausend ängstlichen Sorgen, und der mit den publiquen Aemtern verknüpffter Unruh befreyet sehen, die Süßigkeit der Freyheit zu schmecken, und die glückselige Ruhe eines stillen und unschuldigen Lebens zu geniessen. Jenem Spartaner, beym Valerio Maximo, stund es vortreflich wohl an, dass, da er vom Amte gedrungen, gesaget: "Das ist mir eine besondere Freude, dass mein liebes Vaterland noch mehr Leute hat, die zur Regierung besser und tüchtiger find, als ich.".

(**)  Didici etiam ex L. Annaei Senecae Libro 2. de ira: Injurias accipere & gratis agere..

(***)  Diese wil allemahl mit dem grössesten Respect aufnehmen, und dessen Hand und Mund danckbarlich küssen, welcher durch Schrifft- und mündliche Erinnerung solche mir vorzustellen belieben wird..


 
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© 2000  Volker J. Krüger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 02.09.2004