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Auszug aus: Die Grabdenkmäler der Marienkirche zu Thorn  


A. Semrau: Die Grabdenkmäler der Marienkirche zu Thorn, Tafel 7

Arthur Semrau

Die Grabdenkmäler der Marienkirche zu Thorn

Mitteilungen des Coppernicus-Vereins für Wissenschaft und Kunst zu Thorn

VII. Heft, Thorn 1892.
 
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Auszüge

 

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[9]

II. Die erhaltenen Grabsteine.

Die erhaltenen Grabsteine der Marienkirche gehören dem XIV., XV. und zum grössten Teile dem XVII. Jahrhunderte an. Im XVIII. Jahrhunderte wurden vermutlich, da es an Raum fehlte, kein Grabstein mehr gelegt. Die bekannten Grabsteine des XIV. Jahrhunderts waren ausnahmslos mit Messingplatten belegt. Von solchen Messingplatten, von denen in der Johanniskirche allem Anscheine nach eine grössere Anzahl vorhanden war und eine daselbst noch aufbewahrt wird, lassen sich in der Marienkirche nur drei nachweisen. Vgl. Abschnitt III. Die älteste Messingplatte und somit auch das älteste bekannte Thorner Grabdenkmal überhaupt lag noch im Anfange dieses Jahrhunderts im Altarhause der Dominikanerkirche zu S. Nicolai. Die dürftige Beschreibung derselben ist nach einer Hs. folgende: "Epitaphium secundum in presbyterio ante maius altare. Hic iacet Conradus Magnus mercator de Hungaria qui obiit anno 1340 etc. Sculptum in lamina aurichalci cum effigie eiusdem super pavimento". Die jüngste bekannte Messingplatte ist die des Ludolf Wale aus dem Jahre 1381. Die in Bau- und Kunstdenkm. VI u. VII S. 262 Anm. 526 ausgesprochene Vermutung, dass diese Messingplatten in Thorn selbst angefertigt worden seien, scheint durch die obigen Angaben an Halt zu gewinnen. 9)

Ausser der Messingplatte des Johannes von Zoest und seiner Gemahlin in der Johanniskirche zu Thorn ist nur noch eine in Westpreussen erhalten, die Messingplatte des Cune von Libensteyn, Vogtes von Brathian, († 1391), in der katholischen Pfarrkirche zu Neumark. Die Platte ist aus einzelnen Stücken zusammengesetzt und hat eine Breite von 1,40 m und eine Länge von 2,53 m. Sie zeigt das Bild des Verstorbenen mit blossem Haupte, welcher in der Ritterrüstung mit Schild und Schwert versehen auf einen Löwen tritt. Zu seinen Füssen sitzen Hunde; zu beiden Seiten des Oberkörpers befinden sich je zwei Ahnenwappen. Die vier Ecken zieren die vier Evangelistenzeichen; um die Platte läuft eine Inschrift in gothischen Minuskeln herum, welche lautet: hic iacet dominvs cvne | de ibensteyn qvi fvit aduocatvs in brathian qvi obiit a | nno domini mcccxci in | feria qvinta octo dies post festvm sannti borchardi ame. - Die Grabsteine des XV. Jahrhunderts zeigen wie die Messingplatten eine Umschrift, in der Mitte dagegen nur [10] das Wappen. Von den Grabsteinen des XVI. Jahrhunderts verdienen diejenigen besonders hervorgehoben zu werden, auf denen das Bild des Verstorbenen bezw. der Verstorbenen (Mann und Frau) eingemeisselt war. Die Inschrift ist von dem Rande des Steines auf die Fläche desselben zurückgetreten; erst in der zweiten Hälfte des VVI. und in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts wird der Rand wieder verwendet, jedoch nur für Sprüche. Während die Hausmarke auf den Grabsteinen nur in der zweiten Hälfte des XVI. und im XVII. Jahrhunderte nachweisbar ist, hat sich das Wappen seit dem XIV. bis zum Ausgange des XVIII. Jahrhunderts behauptet. Lange Zeit hindurch begnügte man sich mit einem Wappen. Die Grabsteine mit mehr als einem (2, 3, 4, 5, 6 u. s. w.) Wappen gehören fast durchweg dem XVII. Jahrhunderte an. Die 8 Ahnenwappen weisen 5 Grabsteine auf; der reichste Wappenschmuck findet sich auf dem Grabsteine des Ratmannes und Heraldikers Daniel Preusz, † 1642. (No. 80). - Vgl. hierzu Tafel 2. Die Grabsteine sind mit Ausnahme eines einzigen Granitsteines (No. 26) Kalksteine, von denen einige als Marmor zu erkennen sind. 10)


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  9) Nach Kestner Beitr. S. 18. wären diese Platten in Brügge hergestellt worden.
10) Die Untersuchung der Grabsteine auf ihre Qualität hin verdanken wir der Freundlichkeit des Herrn Bungkat, Naturhistorikers am hiesigen Gymnasium.



[17]

NO. 65.   Grabstein des Bürgermeisters   H e i n r i c h   K r u g e r,  † 1504. (A.O. 61). Ein grauer Kalkstein. "Den 18. Junii ist Henrich Krüger gestorben und den 21. Junii in der S. Marien Kirche begraben und weil die Bürgermeister freye Begräbnisz haben, so hat man vor den glocken zu S. Johan nichts gegeben, wie solches Hans Rudiger Vorsteher alda in seinem Kirchbuche bezeuget". Am Kopfe des Steines folgende Inschrift in gothischen Minuskeln: Hie lit Henrich Kriger | 1505. Darunter das Wappen; vgl. Tafel 7.

[36]

V. Die verlorenen Epitaphien.

Die im folgenden beschriebenen 13 Epitaphien mögen zum grösseren Teile während der Erbauung der Altäre durch die Bernhardiner in den Jahren 1727 - 1733 abgenommen und in Folge dessen verloren gegangen sein.

[39]

Nr. 5 E p i t a p h i u m  d e s  B ü r g e r m e i s t e r s  H e i n r i c h  K r ü g e r  († 1579) und seiner Frau Anna Pekau († 1600) am zweiten nördlichen Freipfeiler. "Am Pfeiler, vor der Cantzel, und auf welchen unmittelbahr drauf der Prediger-Stuhl folget, ist befindlich ein Epitaphium von Holzwerk. In dessen Mitte ist gemahlet Christus am Ölberg: und dann dabey kniend 5 Personen männlichen, und 7 Personen weiblichen Geschlechts. Über solchem Mittel-Fach stehet folgendes: Epitaphium nobilis ac spectabilis dn. Henrici Kriegeri, civitatis hujus burgrabij et proconsulis dignissimi, pie in Christo defuncti die IX Jinij, ão MDLXXIX. Unten folgen diese Disticha:

Cur instar speculi fulgent monumenta viator,
fatorumque notat picta tabella vices?
en recubant hic ossa viri, quem vivida virtus
et pietas non hac morte perire sinunt.
ille est Henricus Kriegerus, sangvine avoru
clarus, et ex propria nobilitate sua.
cujus avus, cujusque parens, hoc munus in urbe
gesserunt summum, gessit et ipse quoque.
consul nempe legum tenuit moderamina justa,
ut res salva sua publica staret ope.
egitque ille domi prudenter cuncta, forisque,
dum regis gereret fortis in urbe vicem.
afflictus morbis gravibus, multisque periclis,
et senio, abstinuit non tamen officio
donec ad astriferi migraret gaudia coeli
esset et in sancto mens modo laeta deo.
ergo nunc cessent laerymae, suspiria posthac
Kriegerique domuu nulla replere qveant.
nam tumulo qvae sunt illata haec ossa, resurgent,
et vivent Christi voce vocata deo.

Ferner unten stehet diese doppelte Schrift [d.h. die Inschrift des Mannes und die der Frau stehen neben einander]: Im jahr 1579, d. 9 tag Jvnij, ist in gott seliglich entschlaffen, der edl. ehr und nahmhafft und wohlweise herr Henrich Krieger, burggraf u. burgermeister allhier, welchem gott eine fröliche auferstehung verleyhe, amen. Im jahr 1600, d. 1 Martij, ist zum Vogelsang entschlaffen, die edle, ehr- und tug. Frau Anna Pekawyn, seel. hrn. Henrich Kriegers hinterlassene ehel. hauszfrau, welche d. 17 Martij allhier christlich und ehrlich begraben. gott verleyhe ihr eine fröliche auferstehung. (Prätorius)


 

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© 2000   Volker J. Krueger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 29.10.2004