HEIM@THORN: Imhof, Andreas Lazarus von, Bilder-Saal, 6. Theil, Nürnberg 1710, Anno 1703.
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[Andreas Lazarus von Imhof ]

Neu-eröffneten
Historischen
Bilder-Saals /
Sechster Theil.

Nürnberg, MDCCX.
[1710]

Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text Vierdte Abhandlung. VI. Capitel. Pohlnische Geschichten. 1703.
 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer [23] bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.







Thoren wird eingenommen.










































Elbingen ergiebt sich.











Die Schweden gehen in die Winter-Quartier.


[624] ...

Vor Thoren gieng es langsam her / und machte der König zwar Mine / die Stadt zu belägern / in der That aber war es sein Ernst schlechter Dings nicht / sondern nur die Stadt auszuhungern / wie sich dann im August schon der Mangel zeigte / wiewohl der Commendant nicht stille saß / sondern sowohl mit Canoniren das Schwedische Lager dergestalt beunruhigte / daß es sich zurückziehen mußte / als auch dem Feind mit Ausfällen ein und andern Schaden that. Endlich fiengen diese den 24. Sept. an / die Stadt zu bombadiren/ aber ohne Effect. Zu Anfang des Oct. wurden die Batterien fertig / worauf die Wercke beschossen/ und auch ein und andere Aussenwercke bestürmet wurden; alsdenn der Commendant die Chamade schlagen ließ/ und kunte er keinen andern Accord erhalten/ als das er sich den 14. Oct. mit der Garnison zu Kriegs-Gefangenen ergeben muste. Diese [625]

starcke Garnison ware biß auf funffzehen hundert geschmoltzen / angesehen der Schaarbock dergestalt unter ihnen eingerissen / daß sie zu letzt des Tags zu hunderten daran sturben. Die Gefangenen wurden hierauf in dem härtesten Winter nach Schweden geschickt / da sie erstlich auf dem Weege Schiffbruch liedten/ daß ein groß Theil ersoff / oder Hände und Füsse erfroren. In dem Lande selbst aber wurden sie auffs härteste tractiret. Der König in Schweden erzeigte sich viel gnädiger gegen sie / als sie auszogen/ und wurden dem Commendanten/ an der königlichen Taffel zu speisen erlaubt/ auch denen Officirern alle Bagage gelassen. Die Bürger in Thoren führten währender Belagerung mit der Garnison selbst Krieg/ und wünschten nichts mehr/ als daß sie der König von Schweden von dieser Last befreyen möchte. Alleine diese gute schwedische Neigung ward übel vergolten / dann / nach der Eroberung forderte der König hundert tausend species Thaler Brandschatzung von ihr / solche in vierzehn Tagen zu zahen / und kunnte das arme Volck / durch fußfälliges Anhalten/ kaum einen Nachlaß erbitten/ auch wurden die Be-[626]vestigungs-Wercke der Stadt gäntzlich geschleifft. Die Kron-Armee sahe diese Belagerung mit an/ ohne etwas zu thun; und nachdem sie ein und andre vergebene Marsche gethan/ giengen sie in die Winter-Quartire.

Nach Eroberung Thoren besetzte der König in dem Nov. Marienburg/ und ließ / zu jedermanns Verwunderung/ das Policey-Wesen alles auf Schwedischen Fuß richten/und in denen Catholischen Kirchen durch Evangelische Prediger predigen. Hierauf ruckte er vor Elbingen/ welches sich den 11. Dec. gleichfalls/ ohne sich zu wehren/ ergab. Diese Gutwilligkeit aber / und daß sie sich auf Gnade ergeben/ kam ihnen ziemlich theuer an/ denn man forderte zwey mahl hundert tausend Thaler Brandschatzung/ hundert tausend Thaler/ wegen ausgebliebener Assistetz vor Thoren / sechzig tausend Thaler [626] [1)] Contrbutiones, und fünffzig tausen Thaler an Proviant/ an sie. Eben solche harte Propositiones machte man auch der Stadt Dantzig / die sich aber in Positur setzte / und wegen ihrer auswärtigen Ländereyen / nur etwas weniges zu zahlen verwilligte.

Da solcher gestalt das gantze Pohlnische reussen in Schwedische Hände verfiel / gieng der König in Pohlen nach Giaborow, und wollte ein Cionsiium Deputatorum ex Palatinatibus halten / auch daselbst die Alliantz mit dem Moscowitischen Abgesandten vest stellen. Alleine die Pohlen wollten hermit noch nichts zu thun haben/ und zerschlug sich also das gantze Werck fruchtlos / worauf der König im Dec. über Crackau nach Sachsen gieng. Die Schweden aber genossen ihre Winter-Quartiere in Preussen / und hatten dieses Jahr keinen andern Anstoß / als daß die Lithauischen Trouppen eilff Meilen von Posen / achthundert von den Rheinschildischen Corpo angrieffen/ dreyhundert niedermachten/und viertzig gefangen nahmen. Die Belagerung Thoren hatte auch einige tausend Mann gekostet / welches aber nicht so viel austrug / als in der Stadt an dem Scobut sturben.

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1) Da der Stich von der Beschießung Thorns nicht in alle Ausgaben enthalten ist, verschiebt sich bei diesen der Seitenwechsel hierher. So auch bei der von Google digitalisierten Ausgabe. Dort Seite 625 eingeben!

Mir liegen die Seiten 625 und 626 mit Stich so vor.


 
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© 2000  Volker J. Krüger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 16.08.2010