543. Die Wirthin in einer größeren Landwirthschaft.

Eine tüchtige Wirthin steht Morgens um 4 Uhr auf, besorgt schnell alles Nothwendige zum Frühstück für Herrschaft und Gesinde, siegt darauf, dass Gesindestube und Flur gefegt und aufgeräumt, im Winter die Oefen geheizt werden, die Dienstboten fest und ordentlich gekleidet sind, ordnet hiernach die Reinigung der Zimmer an und geht dann mit den dazu bestimmten Mädchen zum Melken der Kühe. Unmittelbar hiernach lässt sie die Kälber - wenn solche vorhanden - tränken, alsdann die Milch im Keller aufseihen und gleich darauf die Milchgeschirre scheuern und den Seihlappen auswaschen.

Hiernach besorgt sie die Fütterung der Schweine und giebt dann Brot, Milch u. dgl. Zum Frühstück, sowie das Nöthigste an Fleisch, Kartoffeln und Gemüse zum Mittagessen heraus, damit die Köchin ihre Arbeiten rechtzeitig ausführen kann.

Nun hat sie ihre Aufmerksamkeit dem Federvieh zuzuwenden. Im Hühnerstall lässt sie zuerst die Hühner fühlen, merkt sich, wie viele Eier abgeliefert werden müssen, füttert dann sämmtliches Federvieh gut ab, versorgt es gehörig mit Wasser und lässt [309] endlich die Ställe reinigen. Dieses letztere besorgt das Viehmädchen ohne Beisein der Wirthin; diese hat nur strenge darauf zu achten, dass es zu rechter Zeit geschieht, damit das Mädchen noch zu anderr Arbeit gelangen kann. Im Sommer wird das Federvieh nur Morgens, im Winter Morgens und Nachmittags abgefüttert.

Nachdem dies Alles geschehen, besorgt eine tüchtige Wirthin zunächst die Arbeiten, welche nicht zu den regelmäßigen Tagesarbeiten gehören und nach der verschiedenen Größe der Wirthschaft wieder einer besonderen Ordnung zu unterwerfen sind, als absahnen, buttern, Brot backen, Früchte einkochen u.s.w. Hiernach erst geht sie an die Besorgung des Mittagessens.

Um 11 Uhr muß auf dem Lande mindestens für das Dienstpersonal das Mittagessen fertig sein. Sobald die Arbeiten des Mittagstisches beseitigt sind, hat die Wirthin wieder zuerst für die Abfütterung der Schweine zu sorgen, alsdann geht sie im Sommer zum zweiten Male zum Melken, sorgt aber, dass unterdessen die Hausflur wieder abgefegt und das Küchengeschirr sorgfältig gereinigt wird.

Nachdem die Milch geseiht und das Milchgeschirr gescheuert ist, giebt sie das Nothwendigste zum Abendessen, z.B. Mehl, Kartoffeln, Hering u. dgl., heraus und macht sich, sobald dies geschehen ist, wieder an die Besorgung außergewöhnlicher Arbeiten. Etwa um 3 ½ Uhr geht sie an die Besorgung des Vesperbrotes, damit spätestens um 4 Uhr dasselbe eingenommen werden kann. Nach dem Vespern lässt sie Alles zum nächsten Mittagessen vorbereiten, als: Gemüse reinigen, Kartoffeln schälen, Holz und Wasser eintragen, lässt zum dritten Male die Schweine, sodann das Federvieh abfüttern und besorgt zum letzten Male das Melken der Kühe. Nach dem nunmehr erfolgenden Abendessen lässt sie noch einmal die Schweine zur Nacht abfüttern. Nachdem sie sodann das für den nächsten Mittagstisch etwa schon Nöthige herausgegeben hat, lässt sie die Küche und sämmtliches Geschirr reinigen, das Feuer löschen und begiebt sich zu Ruhe.

Jeden Freitag lässt sie den Keller, jeden Sonnabend die Speisekammer ganz besonders reinigen und scheuern; ebenso sorgt sie an jedem Sonnabend für die sorgfältigste Reinigung aller übrigen Räume des Hauses und sämmtlicher Wirthschaftsutensilien. Reicht voraussichtlich der Sonnabend zur Besorgung dieser Arbeit nicht aus, so beginnt sie schon Freitags damit.