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Wappen der Familie Krüger aus Thorn

Horst Ernst Krüger:


Die Geschichte einer ganz normalen
Familie aus Altthorn in Westpreussen


kommentiert und um Quellen ergänzt von Volker Joachim Krüger

Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text

Die ausübende Gewalt hat uns alles genommen

 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer [23] bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang in der Originalausgabe, die dem Herausgeber vorliegt.

Hinter dem eröffnen sich genealogische Zusammenhänge in Bezug auf die betreffende Person.

Falls Sie sich den Originaltext, um den es an der so bezeichneten Stelle geht, ansehen wollen, so werden Sie hier fündig.

Und mit diesem Zeichen macht der Herausgeber dieses Dokuments auf Fragen auf-
merksam, die sich ihm zu dem jeweiligen Text gestellt haben.

Hier erwartet Sie ein Schwarz-Weiss-Foto und hier eine solches in Farbe.


Napoleon hatte Preußen in mehreren Schlachten besiegt. Uns sind über die Kriegsjahre 1805 bis 1814 Nachrichten überliefert von Einquartierungen zunächst der preußischen, dann der französischen und schließlich der russischen Truppen. Die ungebetenen Gäste waren nicht zimperlich. Sie wußten, wie [37] man sich Nahrungsmittel für die Soldaten, Heu und Hafer für die Pferde beschafft. Hans Maercker verdanken wir einen Bericht über die jährlich von Altthorn und Gurske aufzubringenden Leistungen für die verschiedenen militärischen Einheiten, die durch Thorn hindurchgezogen waren. Er hatte in seiner "Geschichte der ländlichen Ortschaften des Kreises Thorn" über den Aufenthalt Napoleons in Gurske berichtet, dessen Wiedergabe ich jedoch den Lesern ersparen möchte. Eine Dorfchronik besagt: "Sein Einzug und Abzug war für den Nährstand nicht erfreulich, sondern schrecklich in Abgaben und Lieferungen. Die Franzosen durchsuchten alle Winkel nach Pferden und Wagen, um sie für ihren Zug nach Rußland mitzunehmen. Auch Sielen und Räder konnten sie gut gebrauchen." Die Dorfgemeinschaft beschwerte sich beim Stadtrat, der immer noch ihr Grundherr war, nachdem die Franzosen im Juni 1812 abgezogen waren: "Kein Roggen für Brot ist mehr vorhanden, dies müssen die Frauen aus Kleie backen, die Gartengewächse sind verdorben, die Wiesen abgehütet. Wir sind nichts mehr zu leisten imstande, da die ausübende Gewalt uns alles genommen. Einhundertsiebzig Pferde sind fortgenommen, das Vieh teils geschlachtet, teils geliefert, alles andere Kleinvieh geraubt, die Felder und Gärten ausgehütet und verdorben, keine Sommersaat gedeiht, da das Saatgut weggenommen ist." Ein Unglück kommt selten allein. Die Prüfungen der Lebenstüchtigkeit und des Gottvertrauens meiner Vorfahren wollten nicht enden. Am 30. März 1814 vernichtete eine weitere Überschwemmung die Herbstsaat. Kaum hatte sich das Wasser verzogen, gab es neue Einquartierungen. Jetzt zogen nach der Niederlage Napoleons Kosaken durch unser Niederungsdorf, verbrannten selbst Strauch und Zaunpfähle in ihren Wachfeuern und gaben für das, was sie nahmen, Quittungen in russischer Sprache.

Ein Zeitgenosse war der Bruder von Joachim Krüger. Johann hatte auf seinem Sechsspänner-Hof in Gurske ausgeharrt.

Auch dieser Hof wird vermutlich erheblich unter den geschilderten Ereignissen gelitten haben. Johann Krüger hatte das Tischlerhandwerk erlernt und ausgeübt. Er war durch einen [38] Unglücksfall ums Leben gekommen. Einer Familienüberlieferung folgend wollte er mit seinem Pferdewagen nach Thorn fahren. Seines hohen Alters wegen, er war schon im einundachtzigsten Lebensjahr, ließ er sich von einem Kutscher fahren. Auf dem Boden des ungefederten Wagens lag Stroh. Er rauchte gemütlich seine Pfeife und achtete nicht darauf, daß wiederholt durch das heftige Stuckern glühende Asche aus ihr herausgefallen war. Der Kutscher soll gesagt haben: "Herr, es riecht brennerig." "Fahr nur weiter", soll der alte Herr geantwortet haben. Bald darauf schlugen Flammen hoch. Das Stroh hatte sich entzündet. Der Kutscher sprang vom Wagen und hielt die scheu gewordenen Pferde fest. Der Alte erlitt schwere Verbrennungen, denen er am 13. Juni 1857, wenige Tage nach dem Unglück, erlag.


 
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© 2000  Volker J. Krüger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 30.07.2004