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250 Jahre Evangelische Kirche Gurske  


Ernst Basedow


Festschrift
zu der am 28. September 1911 stattfindenden
zweihundertfünfzigjährigen Jubelfeier
der evangelischen Kirche in Gurske


Thorn 1911
Verlag von Walter Lambeck


Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text
IV.  Die letzten fünfzig Jahre (1861 - 1911).

 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer [23] bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.


Am Sonnabend, den 2. Februar 1861 feierte die Gemeinde den Tag des zweihundertjährigen Bestehens ihrer Kirche. Zahlreich hatten sich die Gemeindemitglieder nicht nur aus Gurske, sondern auch aus den eingepfarrten entfernteren Ortschaften dazu eingefunden. Der Magistrat und die Stadtverordneten-Versammlung zu Thorn, das Königliche Gymnasium, das Kreisgericht und die Militärbehörden [12] hatten Deputationen zu der Feier entsandt. Ferner waren die Geistlichen der Stadt Thorn, die Pfarrer Schwartzkopff aus Ostrometzko und Schelle aus Kokotzko und der Kgl. Regierungs-Chef-Präsident Graf zu Eulenburg aus Marienwerder erschienen. Die Liturgie hielt Pfarrer Dr. Güte aus Thorn, Pfarrer Dr. Lambeck die Festpredigt über 1. Könige 8, 27-30.

Durch die im Jahre 1861 erfolgte Errichtung des Kirchspiels Ostrometzko fand eine Verkleinerung der Kirchengemeinde Gurske statt. Sie umfaßte 1865 folgende Ortschaften: Alt-Thorn, Berghof, Dorf und Schloß Birglau, Birglauer Wiese, Blottgarten, Groß- und Klein-Bösendorf, Chorab, Gurske mit Zubehör, Guttau, Leszcz, Lonzyn, Lonzynnek, Lubianken, Neubruch, Ollek, Pensau, Przysiek, Rentschkau, Roßgarten, Swierczyner Wiese, Schmolln, Schwarzbruch, Sieroko, Toporzysko Dorf und Vorwerk und Ziegelwiese.

Während des deutsch-französischen Krieges von 1870-71 kam neues schweres Unglück über die Kirchengemeinde. Alle waffenfähigen Männer waren zur Fahne einberufen. Fast nur Frauen und Kinder waren daheim, als eine Ueberschwemmung eintrat, deren Spuren noch heute merkbar sind und deren Gedächtnis noch heute den Bewohnern die Tränen in die Augen treibt. Erschütternd ist der kurze Bericht, den der verstorbene Amtsvorsteher Marohn von dieser Zeit gibt: "Das Eis der Weichsel hatte sich gegen Gurske bis auf den Grund versetzt. Der Wasserstand betrug 17 Fuß. Am 28. Februar kam die Eisdecke in Bewegung. Das Wasser stieg in einigen Stunden bis auf 26 Fuß Pegelhöhe. Nachmittags 1/2 1 Uhr erfolgten die ersten Deichbrüche. Trotzdem blieb das Wasser beim Steigen und die Versetzung kam nicht in Bewegung. Am 1. März drohte das Wasser auf den Boden zu steigen, infolgedessen war ich gezwungen, die Gebäude zu verlassen. Nur mit großer Lebensgefahr und Kraftanstrengung gelang es mir, uns alle auf den Kirchberg zu retten; es war die höchste Zeit, denn gleich darauf wurden unsere sämtlichen Gebäude, welche sich in gutem Zustand befanden, vom Eise fortgerissen". Auch das Pfarrhaus blieb vom Wasser nicht verschont; im Untergeschoß stand es 1 Meter hoch. Der erkrankte Pfarrer Lambeck mußte im Bett zur Kirche getragen werden, wo er nebst einigen hundert anderen vorläufig eine sichere Zuflucht hatte. Die Wassermassen hatten sich bis nach Schwarzbruch und Neubruch ergossen.

Auch das Jahr 1879 hatte ein ähnliches Unglück über die Niederung gebracht. Wieder hatte das entfesselte Element den Damm zerrissen und verwüstet, was der Mensch in jahrelangem Fleiß aufgebaut hatte.

[13] Ende der achtziger Jahre faßten die kirchlichen Körperschaften den Beschluß, das Gotteshaus durch einen Umbau zu vergrößern, um der außerordentlich gestiegenen Seelenzahl Rechnung zu tragen. Gleichzeitig sollte am Westgiebel ein massiver Turm errichtet werden. Dieser Beschluß, der vom Magistrat von Thorn heftig bekämpft wurde, kam nicht zur Ausführung. Im Jahre 1896 wurde aus den Ortschaften Pensau, Guttau, Neubruch, Groß- und Klein-Bösendorf, Rentschkau, Birglau, Amthal, Lubianken und Lonzyn ein besonderer Vikariatsbezirk gebildet und Prediger Prinz aus Graudenz mit seiner Pastorisierung beauftragt. Eine weitere Verkleinerung der Kirchengemeinde Gurske trat durch die im Jahre 1899 erfolgte Errichtung des Kirchspiels Lulkau ein, an das die Ortschaften Chorab, Leszcz und Ollek abgegeben wurden. Im Jahre 1900 wurde ferner der Vikariatsbezirk Rentschkau errichtet. Diese Vikariatsbezirke wurden 1903 und 1906 zu selbständigen Kirchengemeinden und Pfarrstellen erhoben und von Gurske abgezweigt. Seitdem gehören zur Kirchengemeinde Gurske die Ortschaften Gurske, Alt-Thorn, Schmolln, Roßgarten, Schwarzbruch, Neubruch, Ziegelwiese, das Thorner Holzhafengebiet (Früher Alt-Thorner Kämpe und Korzeniec) und die beiden Gutsbezirke Breitenthal und Wiesenburg mit Blottgarten. Die Kirchengemeinde Groß-Bösendorf, die noch heute von Pfarrer Prinz verwaltet wird, wird gebildet aus den Ortschaften Pensau, Guttau, Groß- und Klein-Bösendorf und Amthal, die Kirchengemeinde Rentschkau, in der von 1906 bis 1909 Pfarrer Kanzenbach und von 1910 Pfarrer Schultz amtierten, aus Rentschkau, Hohenhausen, Lonzyn, Luben, Siemon, Tannhagen, Birglau und den Gutsbezirken Berghof, Schloß Birglau, Klein-Lansen und Rüdigsheim.

Auf der Generalkirchen- und Schulvisitation im Jahre 1904 entstand der Gedanke, an Stelle des alten baufälligen und unzureichenden Bethauses in Neubruch ein neues Gotteshaus zu errichten. Dank der Freigiebigkeit der Staats- und Kirchenbehörden, welche 15000 Mk. zum Bau zur Verfügung stellten, wurde es in den Jahren 1908 und 1909 erbaut und am 14. März 1910 durch den Generalsuperintendenten D. Doeblin geweiht.

250 Jahre sind seit Errichtung der Kirche in Gurske verflossen. Mannigfach und wechselvoll waren die Wege, die Gott der Herr mit den zugehörenden Gemeinden gegangen ist. Immer aber hat er sie so geführt, wie es zu seiner Ehre und ihnen zum Segen gereichte. Er sei auch ferner mit der Kirchengemeinde Gurske und seinem Gotteshaus.

 
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© 2000  Volker J. Krüger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 13.03.2004