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Rathausturm mit Copernicus-Denkmal

Carl Pohl

Vom Pfeffer und vom Sieg der Thorner Pfefferküchler anno 1757



in: Der Westpreusse, 35/36, 1966, Seite 15

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[15] Der Pfeffer (Piper nigrum) hatte sich nicht erst im Mittelalter zu einer ganz besonderen exotischen Ware emporgeschwungen. Er wurde schon vorher von den Römern sehr geschätzt.

Der Gotenkönig A l a r i c h hob die Belagerung von Rom im Jahre 408 nach Christus erst auf, nachdem ihm die Römer, neben 5000 Pfund Gold, 30 000 Pfund Silber, 4000 seidenen Kleidern auch 3000 Pfund Pfeffer u. a. m. als Kontribution entrichtet hatten.

Auch Karl der Große wird als Freund des Pfeffers in der Geschichte erwähnt. Und dieses Gewürz wurde in Deutschland in alter Zeit als steuerpflichtige Abgabe neben Weizen, Wachs und anderen Produkten genannt.

Der Pfeffer, der von Indien per Schiff nach Preußen importiert wurde, ist nach verschiedenen Urkunden des Mittelalters "meist nur bei westpreußischen See- und Handelsstädten (Putzig, Hela) nachgewiesen (Fn.)"

Das Marienburger Zinsbuch und andere Urkunden überliefern uns, daß in Westpreußen zur zinspflichtigen Abgabe ebenfalls Pfeffer, dessen Haupt-bezugsquellen für die Pflichtigen Thorn oder Danzig gewesen sein mögen, ge- hörte. Das Geld auf dem Lande war rar, und erst später, als der Pfeffer billiger und das Metallgeld häufiger wurde, ist das wertvolle und handliche Pfefferkorn als Zahlungsmittel durch das sogenannte "Pfeffergeld", das aus Hartgeld bestand, aber diesen Namen lange Zeit beibehielt, abgelöst worden.

Dies vorausgeschickt, möge zur Einführung und Illustration des Gewürzes, das sich bis in unsere Tage hinein in der Weichselstadt Thorn ein seltenes Denkmal gesetzt hat, genügen.

Für den in aller Welt bekannten "Thorner Pfeferkuchen" ist, wie schon der Name hervorhebt, von jeher der Pfeffer sein Hauptgewürz. Die Pfefferküchler dieser Stadt besaßen seit 1557 ihre landesherrlichen Privilegien. Da ist es nicht verwunderlich, wenn in so langer Zeit sich ein Rezept erhalten hat, das bis in unsere Zeit hinein unnachahmlich und unübertroffen blieb.

Das Privilegium gab den Thornern u. a. auch das Recht, ihre sehr begehrte Ware auf dem Königsberger Jahrmarkt anzubieten. Als unsere Thorner hier erschienen und ihre Ware mit Erfolg verkaufen konnten, waren die Zuckerbäcker Königsbergs mit dieser Konkurrenz nicht einverstanden und, ganz besonders durch ihren lokalen Patriotismus aufgebracht, forderten zum "Kampf auf Leben und Tod" heraus, wie es die Annalen der Geschichte uns vermelden. Der schwankende Erfolg auf dieser, bald auf jener Seite, von Enkel zu Enkel fortgesetzt, ließ sie 200 Jahre, bis 1757, streiten.

In diesem Jahre aber trat die Wendung ein, die der ererbten Zwietracht endlich Grenzen setzen sollte. Die Thorner verkauften schon seit geraumer Zeit mit "behördlicher Erlaubnis" ihre Ware, die aber nur auf die "Jahrmarktszeit" beschränkt blieb. Der Verkauf zu anderen Zeiten wurde mit Konfiskation der Ware, die dann das Hospital der Stadt geschenkt erhielt, geahndet. Die Gegner blieben ruhig, weil oft genug beschlagnahmt wurde und dieser Zustand den Konkurrenten gerade noch ertragen ließ.

Die oberste Behörde, hin und her gezerrt, faßte endlich den Beschluß, die Kuchen-Qualität der Gegner durch eine Prüfungskommission zu untersuchen und, falls der Thomer Pfefferkuchen den der hiesigen übertraf, den Küchlern von der Weichsel zu erlauben, die Stadt am Pregelstrome zu beliefern. Der Ausgang für die Thorner war vorauszusehen, die Pfefferkuchen-Kommission entschied, daß das Gebäck der Thorner allem andern vorzuziehen war. Nur verdrossen fügten die betroffenen Küchler sich nach außen hin und glaubten, mit einer List den Gegner zu besiegen. Sie priesen das eigene Erzeugnis als "Thorner Pfefferkuchen" an, hatten aber mit der Zunge ihrer Käufer nicht gerechnet und wagten nicht, trotz ihres Zornes, das Thorner Wappen anzuhängen. Als der Versuch mißglückte, waren sie geschlagen. Der Spruch der Kommission hatte hinfort für alle Zeiten seine Gültigkeit. Vermerkt sei noch, daß der Thorner Pfefferkuchen also im Jahre 1967 sein 410jahriges Jubiläum feiern kann.

Carl Pohl


 

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© 2000  Volker J. Krüger, heim@thorn-www.de
letzte Aktualisierung: 20.02.2007