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Hans Maercker: Geschichte der ländlichen Ortschaften und der drei kleineren Städte des Kreises Thorn  


Rathausturm mit Copernicusdenkmal

Geschichte

der ländlichen Ortschaften und der drei
kleineren Städte
des

Kreises Thorn

Von
Hans Maercker
1899

Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text
Seite 194 - 196:

Gross Bösendorf

 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer [23] bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.


[194]Bozendorff, Bosendorff und Boszendorff (1414), Bossedorff (1447), Bozedorf, Posendorf und Bozedorff id est Zlawyesz (1457), Szlawiess alias Bosendorff (1571), Zła Wieś (1670) ff.

Es ist ein Dorf1).

Gr. Bösendorf war ein kölmisches Zinsdorf der Komturei Birglau, später derjenigen von Thorn. Es hatte 36 Hufen, die je 1/2 Mk., und einen Krüger, der 3 Vierdung zinste.

Schulz und Aelteste beschworen den ihnen noch während der Friedensverhandlungen von 14142) verursachten Schaden auf 330 MK. In den Jahren 1437/38 waren nur 20 Hufen besetzt und 16 wüst, so dass im ganzen nur 11 Mk. 1 Vierdung einkamen3). J. J. 14474) brachte es 11 Mark 3 Skot Zins und die dortige Schiffs- und Mahlmühle 5 Mk., im Rechnungsjahr 1447-485) 11 Mk. 3 Vierdung und 14576) einschliesslich der Mühle 11 Mk. 3 Skot. Am 26. August 1457 wurde das Dorf vom König Kasimir der Stadt Thorn geschenkt. Nachdem i. J. 1605 sämmtliche Niederungsortschaften der Stadt eine Willkür erhalten hatten, gab man am 1. Febr. 1642 den Dörfern Bösendorf, Scharnau und Pensau eine Handfeste auf 24 Jahre7), die in der Folge regelmässig erneut wurde. Das Dorf hatte vom Niederungsland 1 fl. pro Morgen, vom Höhenland 5 gr. weniger Zins zu zahlen, ferner dem lutherischen Prediger in Gurske jährlich 10 Sch. Korn zu liefern. Auch musste jeder Besitzer dem Hof in Altau 6 Tage jährlich mit 4 Pferden un dem nöthigen Gesinde nach dem Belieben des Pächters beim Pflügen, Mist- Getreide-, Heu- oder Holzfahren scharwerken. Der Schulz oder ein Aeltester des Dorfs hatten die Aufsicht zu führen; der Hof hatte aber an den Arbeitstagen freie Kost zu gewähren8). J. J. 1758 fand in dem Orte ein bedeutender Brand statt.

Es gehörte zur katholischen Kirche in Scharnau. Katholiken waren aber nicht ansässig, so dass ein Decem nicht entrichtet wurde9). Die Bauern waren sämmtlich Lutheraner und nach Gurske eingepfarrt.

[195] J. J. 17731) fand man 27 Hufen 27 1/2 Mgn. Zinsland und 131 Bewohner, darunter 15 durchgehend deutsche Zinsbauern vor, die ihre Höfe erblich besassen. Der Zins und die Scharwerkspflicht waren unverändert geblieben, der Decem an den gursker Pfarrer aber in 32 fl Geld umgewandelt; der Schulmeister im Dorf erhielt 52 fl. Der Niederungsacker hatte theils schwarzen, theils lehmigen Boden, wurde zur Hälfte besät, zur Hälfte als Wiese und Weide benutzt und trug von der Winterung das 3 1/2 fache, vom Sommerkorn das 4te Korn ein. Das Land litt aber sehr durch niederströmendes Winterwasser von der Höhe und duch Ueberschwemmung der Weichsel. Das Höhenland war sandig und brachte nur das dritte Korn. Das Dorf musste seinen Damm längs der Weichsel und 2 Schleusen selbst unterhalten, wozu die Kämmerei nur das Holz gab. Die Kosten dafür betrugen jährlich 4 fl. pro Hufe.

Die preussische Regierung siedelte bis zum Jahre 17822) in Bösendorf 19 Kolonistenfamilien an. Bei der Regulierung der bäuerlichen und gutsherrlichen Verhältnisse erhielten die 15 Bauern, 1 Schulz und die Schule zusammen 2310 Mgn. 11 qR.3).

Mühle Bösendorf.

Nach dem Visitationsrecess der thorner Komturei von 14474) existierte dort zur Ordenszeit eine Schiff- und Mahlmühle, welche jährlich 5 Mk. dem Schloss zu zinsen hatte. Diese Mühle mit demselben Zins war noch 1447/485) vorhanden, als der Bezirk bereits der Komturei Thorn zugetheilt war. J. J. 15586) ertheilte der rath dem Woyciech Szesczulka, einem Müller, die Erlaubniss in Bösendorf eine Mühle mit 2 Rädern zu bauen. J. J. 15717) wird dieselbe wieder erwähnt und gleichzeitig ein in Bösendorf liegender Ort Glussino genannt. Sie wurde 16028) für 2 Last Roggen jährlich auf 19 Jahre verpachtet. Es lässt sich aber nicht feststellen, ob die Mühle auf der Stelle errichtet worden ist, wo die erstgenannte Mühle gestanden hat. Auch über sie fehlen weitere nachrichten, doch war bei der Regulirung in Kl. Bösendorf eine Mühle vorhanden.

Die evangelische Kirche in Gross-Bösendorf.

In neuester Zeit ist in dem Dorf ein evangelisches Kirchen-Vicariat[196] mit 16 Pfarrortschaften gegründet worden, in welchem seit 1896 ein Hilfsprediger amtirt 1)

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  • Seite 194:[Wenn Sie die Fußnoten-Nummer anklicken, führt Sie dies zurück zu Ihrem Ausgangspunkt.]

  • 1)  Es ist ein Verzeichniss des "Hypothekenbuchs adliger Güter thornschen Kreises" enthalten; heute wird es als "königlich" bezeichnet.
    2)  Schadenbuch 5b S. 23.
    3)  Grosses Zinsbuch S. 254.
    4)  Visit. des Komturs Wesentauer (Prätorius S. 259. 260).
    5)  Th. A. V. 2. Rechnungsbuch vom Komtur Albrecht Kalb.
    6)  Toeppen St. IV. S. 551.
    7)  Th. A. V. 2.
    8)  Ueber Handfeste und Willkür siehe im allgem. Theil unter thorner Niederungsdörfer.
    9)  Vis. de 1667-72 u. 1739-54.


  • Seite 195:[Wenn Sie unterstrichene Fußnoten anklicken, führt Sie dies zu der Fundstelle im Original.]

  • 1)  Fr. L.
    2)  Beheim S. 164.
    3)  Gr.
    4)  Praetorius S. 259, 260.
    5)  Th. A. V. 2. Rechnungsbuch des thorner Komturs Albrecht Kalb.
    6)  Th. A. II. 1. u. Th. A. 3519 u. 3007.
    7)  Th. A. VIII. 17.
    8)  Praetorius S. 259, 260.


  • Seite 196:[Wenn Sie die Fußnoten-Nummer anklicken, führt Sie dies zurück zu Ihrem Ausgangspunkt.]

  • 1)  Pfarr-Almanach der Provinz Westpreussen S. 97.

  • Abkürzung der Quellen

 
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© 2000  Volker J. Krüger, heim@thorn-wpr.de
letzte Aktualisierung: 09.09.2007