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Rathausturm mit Copernicusdenkmal

Festschrift

zu der am 2 ten Februar 1861 stattfindenden zweihundertjährigen Jubelfeier
der
evangelischen Kirche
zu

Gurske.

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Thorn, 1861.
Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text
Erste Kirchenweihungs-Predigt
gehalten am Tage der Reinigung Mariä im Jahre 1661 als die Kirche in der Thornischen Dorfschaft Gurske wiederum erbauet, und der öffentliche Gottesdienst zum erstenmal gehalten, zugleich aber auch ein neuer Prediger Herr Johann Bergdorn eingewiesen wurde.

Eingang

 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.


[7] Andächtige J.C. Der heutige Feiertag führet zwar unterschiedene namen, unter andern aber wird er insgemein das Fest der Lichtmesse genannt. Zweifels frei, weil in dem Pabstthum an demselben, man allerhand Lichter und Wachskerzen zu weihen, und dieselbe mit Zuneigung großer Kraft dem Volke auszutheilen pflegt. Wir lassen ihnen ihre Gebräuche, und können doch auch an unserem Theil diesen Tag mit gutem Recht einen lichtbringenden Tag nennen. Denn, sehen wir unser Evangelium an, so merken wir in demselben voraus das innerliche Licht des heiligen Geistes, welches in dem Herzen Simeons und Hannas gar herrlich hervor leuchtete. Es hatte der Herr seine heilsame Geburt anfänglich den Hirten auf dem Felde, darnach den Weisen in dem Morgenlande kund gethan; jetzt offenbaret er sich auch denen beiden alten Greisen, dem h. Simeon, und der gottesfürchtigen Wittwe Hanna, und ist in diesen Personen von dreierlei Art und Gattung, das ganze menschliche Geschlecht vorgestellt worden. Denn in ihnen sehen wir Juden und Heiden, Männer und Weiber, Reiche und Arme, Weise und Einfältige, Geistliche und Weltliche, Gerechte und Ungerechte. Zu ihrer Erleuchtung aber hat der Herr sich eines dreifachen Lichtes bedienet: die Hirten auf dem Felde von dem Engel durch die Klarheit des Herrn umleuchtet; den Weisen aus dem Morgenlande geht ein neuer Stern auf, woraus sie den neugeborenen König der Juden erkennen konnten; den beiden Alten giebt der Herr Jesus, den Geist der Weisheit und der Offenbarung zu seiner selbst Erkenntniß. Simeon war von dem heiligen Geist versichert, dass er den Tod nicht sehen sollte, ehe er den Christ des Herrn gesehen: und kommt auch jetzt aus Anregung des Geistes in den Tempel; Hanna wird auch außerordentlich und unmittelbar von dem heiligen Geist erleuchtet, dass sie von diesem Kinde zu allen redet, die auf die Erlösung zu Jerusalem hofften. O ein helles Licht, dessen Glanz auch durch sie in andere Herzen scheint. Wir sehen hier weiter das ewige Licht, unsern Herrn und Heiland Jesum Christum, von welchem wir mit einander zu singen pflegen: Das ewige Licht geht da herein, giebt der Welt einen neuen Schein: Es leuchtet mitten in der Nacht, uns zu des Lichtes Kinder macht. Und [8] von welchem Simeon allhier in seinem Schwangesange sich vernehmen lässt: Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, welchen du bereitet hast allen Völkern, ein Licht zu erleuchten die Heiden. Derselbe unser Erlöser ist zwar an ihm selbst ein Licht. Solches zwar wegen seiner ewigen Geburt von dem Vater, welcher nicht allein ein Vater des Lichtes, sondern auch ein Licht selber ist, und ist keine Finsterniß in ihm. Daher wir, in dem Nicaenischen Glauben von ihm bekennen, und sprechen: er sei Gott von Gott, Licht von Licht, wahrhaftiger Gott von dem wahrhaftigen Gott. Und haben die heiligen Väter in Beschreibung der ewigen Göttlichen Geburt Christi, sich insgemein dieses Gleichnisses von dem Licht und seinen ausgehenden Strahlen oder Glanze bedient: Inmassen Basilius, mit dem Zunamen der Große, unter andern hiervon also schreibt: Man muß in Gott dem Herrn eine solche Geburt gedenken, welche von keinen menschlichen Affekten und Vollkommenheiten weiß, die da unzertheilt, unvermengt ist, ohne Zeit, und recht nach Art des Lichts, und seines ausgehenden Glanzes uns kann eingebildet werden. Demnach wird er vornehmlich ein Licht genannt in Betrachtung der Menschen, welche zu erleuchten er in diese Welt kommen war. Allhier nennet ihn der fromme Simeon voraus ein Licht der Heiden, und hat seine Worte genommen, aus der gnädigen Verheißung Gottes, wenn derselbe durch den Mund Isaiä seinen eingeborenen Sohn also anredet: Es ist ein geringes, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jacob aufzurichten, und das Verwahrlosete in Israel wieder zu bringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil, bis an der Welt Ende. Wie viel mehr die Heiden in der allerdunkelsten Finsterniß stecken, so viel mehr war ihnen die Erleuchtung dieses großen Lichts vonnöthen; und darum sagt Jesaias abermals: Das Volk, so im Finstern wandelt, siehet ein großes Licht, und über die, so da wohnen im finstern Lande scheint es helle. Aber hiemit werden auch doch nicht die Juden ausgeschlossen, sondern vielmehr zu allererst durch dieses hellscheinende Licht zum Erkenntniß Gottes gebracht, auf dass auch andere durch ihren Glanz bestrahlet würden. Darum schreibt der evangelische Prophet Jesaias abermals hiervon also: Mache dich auf Jerusalem, werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn gehet auf über dir: Denn siehe Finsterniß bedecket das Erdreich, und Dunkel die Völker, aber über dir gehet auf der Herr, und seine Herrlichkeit erscheinet über dir und die Heiden werden in deinem Lichte wandeln und die Könige im Glanz der über dir aufgehet. Und in Summa, der Herr Jesus ist der Aufgang aus der Höhe, welcher durch die herr[9]liche Barmherzigkeit unseres Gottes uns ersuchet hat, auf dass er erscheine denen, die da sitzen in Finsterniß, und Schatten des Todes, er ist das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen. Wir finden hier auch endlich das Licht der Freuden, von welchem David unter andern schreibt: Den Gerechten muß das Licht immer wieder aufgehen, und Freude den frommen Herzen. Wer kann mehr erfreuet werden, als derjenige, welcher dasselbe wirklich bekommt, wonach er bisher ein sehnliches Verlangen getragen hat? Simeon, Hanna und andere mehr zu Jerusalem hofften auf die Erlösung, und den Erlöser, von welchem Gott der Herr die Zusage gethan hatte: Denen zu Zion wird ein Erlöser kommen, und denen, die sich bekehren von den Sünden in Jacob. Jetzt sehen sie mit ihren Augen, jetzt betasten sie mit ihren Händen Christum Jesum, welcher ihnen gemacht war von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, wie sollte denn ihr Herz nicht mit inniglicher Freude sein angefüllet worden? Abraham ihr Vater ward froh, dass er den Tag Christi sehen sollte, und er sahe ihn (zwar nur von ferne) und freute sich. Diese sehen den Tag des Herrn, und ihn selbst gar nahe, ja recht gegenwärtig, wie viel größer demnach muß ihre Freude gewesen sein? Da zweifelsfrei ein jeder unter ihnen mit David gesagt hat: Du Herr Jesu erfreuest mein Herz, obgleich jene viel Wein und Korn haben. Waren sie gleich über dem kümmerlichen Zustand ihrer Polizei, da sie unter der Gewalt der Römer, als der Oberherren, und unter dem schweren Joch des Edomitischen Tyrannen Herodes seufzeten, betrübet, so erfreute sie im Gegentheil so viel mehr die herannahende geistliche Erlösung, welche werkstellig zu machen ihr Goel, ihr Erlösel sich allvereit auf dem Kampfplatz gegen seine Feinde gestellet hat, weßwegen sie mit der Kirche A. T. füglich sagen konnten: Freue dich nicht meine Freundin, dass ich darnieder liege, ich werde wieder aufkommen, und so ich gleich im Finstern sitze, ist der Herr doch mein Licht. Und kürzlich: die Freude ist bei ihnen so groß, dass der Tod des Simeons, in eine Friedenfahrt, das hohe Alter in eine blühende Jugend, Alle Beschwerde derer, die auf die Erlösung zu Jerusalem hoffen, in einen Wohlstand verwandelt wird. Dasjenige nun, was wir von diesem dreifachen Licht bisher angeführt haben, kann auch gar leicht auf uns, und unseren gegenwärtigen Zustand applicirt werden. Es ist ja freilich wahr, dass der Allerhöchste Gott nach seinem gerechten Gerichte, uns in eine kümmerliche Zeit gerathen lassen, da mit dem verderblichem Kriege sich zugleich fast alle Land- und Stadt-Plagen bei uns eingefunden haben. Insonderheit habet [10] auch ihr M. G. die Hand des Herrn in dieser Gemeinde und Dorfschaften gar schwer empfunden. Denn, indem ihr vor einigen Jahren wegen des herannahenden Feindes, und darauf erfolgender heftiger Belagerung, euch in die Stadt begeben müssen, so hat man hier draußen mit euren Höfen und Häusern also gearbeitet, dass nicht ein Pfahl, ja fast nicht ein Stock an seinem Ort stehen geblieben. Und wie wohl dieses Gottes-Haus eine zeitlang verschont wurde, so haben sich doch unter währendem, und fast nach getroffenen Accord, böse, undisciplinirte Leute gefunden, welche dasselbe endlich aus bloßem Frevel, und Haß der evangelischen Wahrheit, in den Brand gesteckt und verwüstet haben. Ach wie schwer geht's zu, wenn jemand, der an einer tödtlichen Krankheit darnieder gelegen, seine Kräfte wiederum erholen soll! Wie langsam geschieht es auch, wenn man bei so kümmerlichen Wesen sich selbst wiederum erholen soll? Anstatt der vorigen wohlgebauten Höfe, musstet ihr bisher in Grüften und Löchern der Erde unter schlechten Dächern wohnen! Dennoch hat kein Feind, oder sonst einige Noth uns Christum rauben können, dass er nicht mit seinem Glanz uns sollte erleuchtet, durch seinen Geist getröstet, und mitten in der Betrübniß mit Freuden überschüttet haben. Jetzt erweiset er auch die Gnade, dass ihr bei Empfindung seines Seegens in eurem Hauswesen, auch an Erbauung und Ergänzung dieses Gottes-Hauses gedenken könnt, als dazu allbereit ein merklicher Anfang ist gemacht worden. Eure Christliche höchstgeehrte Obrigkeit giebt auch gute Anleitung und Mittel hierzu an die Hand, da sie nicht allein zum Vorschube vieler nöthigen Dinge sich hochgeneigt erbietet, sondern auch vornehmlich nach tödtlichem Hintritt eures gewesenen treuen Pfarrherrn, des weiland ehrwürdigen, achtbaren und wohlgelahrten Herrn Johannis Memorati, den auch ehrwürdigen und wohlgelahrten Herrn Johannem Bergdorn, als euren künftigen Seelsorger euch vorstellen lässet. Wenn demnach derselbe jetzt von mir als unwürdiger Inspektor dieser Gemeinde, neben Einsegnung dieser Kirche zu ordentlicher Verwaltung seines Amtes soll eingeführt werden, als wollen wir unsern Text mit wenigen überlaufen, so zwar, dass wir folgende zwei Pünktlein daraus abhandeln mögen.

  1. Von der Nutzbarkeit der ordentlichen Versammlung und Zusammenkunft in der Christlichen Gemeinde.
  2. Von dem Amt und Gebühr der Lehrer in den Christl. Kirchen.

Und dieses so kurz, als es möglich, weil auch euer neuer Seelsorger nach Endigung dieses Sermons in seiner Anzugs-Predigt sich wird hören lassen. Gott gebe dazu seine Gnade und Segen!


 
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letzte Aktualisierung: 11.12.2004