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Chronik
der
Kirche zu Gurske.

Von
Dr. A. G. H. Lambeck
Pfarrer der Thorner Niederungs-Ortschaften.
_________________
Thorn, 1850.
Druck und Verlag von Ernst Lambeck.
Diese Seite ist ein Dokument mit einem Kapitel Text
Reihenfolge der Geistlichen, welche bei der Gursker Kirche das heilige Predigt-Amt verwaltet haben.
 

Die Zahl in blauer eckiger Klammer, z.B.: [23], bezeichnet in diesem Dokument immer den jeweiligen Seitenanfang im Original.


[7] Der erste war  S i m o n  K a y s e r  oder Cäsar, er trat sein Amt am ersten heiligen Pfingstfeiertage des Jahres 1614 an, starb 1622 am Palmsonntage und wurde Dienstags darauf, den 21. Mai vor dem Altar der Gursker Kirche beerdigt.[8]

2)  J o h a n n  S e i d e l , früher Lehrer an der neustädtischen Schule in Thorn, im Jahre 1622, am Sonntage Exaudi, durch Martin Bender, Prediger zu St. Marien in Thorn, in sein Amt eingeführt, wurde 1626 an die St. Jacobs-Kirche nach Thorn berufen, hielt seine Abschieds-Predigt am Palm-Sonntage und starb den 30. September 1644.

3)  N i c o l a u s  N e i s s e r  wurde im Jahre 1626 am Palmsonntage von Johann Tamnitius, Pfarrer an der altstädtisch-evangelischen Kirche zu Thorn introducirt, 1628 an die St. Jacobs-Kirche berufen und starb dort den 12. April des Jahres 1648.

4)  M.  G o t t f r i e d  S c h n e e w e i ß,  aus Görlitz gebürtig, früher Professor am Thorner Gymnasium, wurde 1628 am Mariä-Verkündigungstage durch den Konsistorialrath M. Johann Liptitz in Gegenwart des Senior Dr. Johann Turnovius zu Thorn introducirt, starb 1643 den 8. März und ward hier begraben.

5) J o h a n n  W a l c k e r,  wurde 1643 von dem Senior Peter Czimmermann der Gursker Gemeinde vorgestellt, und entschlief 1647 am 23. Oktober.

6) J o h a n n  M e m o r a t u s  trat sein Amt an den 23. Dezember 1647, zog wegen des ausgebrochenen Schweden-Krieges 1657 in die Stadt und starb daselbst während der Belagerung im Monat Februar des Jahres 1659.

Die Kirche wurde in dem erwähnten Kriege durch die Polen zerstört und es blieb die Pfarrstelle bis zu deren Wiederaufbau unbesetzt. Dieser erfolgte auf Anordnung des Raths der Stadt Thorn, dem damals Antonius Donepe als Bürgermeister vorstand, im Jahre 1661. Am Tage Mariä-Reinigung wurde die auf der alten Stelle neu erbaute Kirche durch den damaligen Senior Johann Neunachbar geweiht und durch denselben an dem genannten Tage als Geistlicher eingeführt

7) J o h a n n  B e r g d o r n,  vorher Pestprediger in Thorn, wohin er aus Leipzig berufen war. Er starb 1664 und wurde am 11. Januar vor dem Altar beerdigt. Zu seinem Nachfolger wurde berufen

8) J a c o b  G e h r,  früher Prediger zu Christburg und am Pfingstdienstage, den 3. Mai 1664 von dem Senior Neunachbar der Gursker Gemeinde vorgestellt. Im Jahre 1665 erhielt er einen Ruf als Diakonus nach Königsberg [9] auf die Neustadt Sarkheim, woselbst er 1678 den 2. April starb in einem Alter von 52 Jahren.

9) Im Jahre 1665 am 11. Sonntage nach Trinitatis wurde  M a r t i n  V a n - s e l o u  von dem genannten Senior introducirt. Er war aus Köslin in Pommern gebürtig, anno 1658 in Friedland in's Predigtamt gekommen, fing mit dem Prediger in Conitz, Michael Glagovius, unnützen Streit an, beschuldigte ihn des Syncretismus, zankte auch mit seiner Obrigkeit, welche ihn deswegen im Jahre 1661 des Amtes entließ. Auch von dem Gursker Pfarramte wurde er am 5. November 1668 entlassen. Ihm folgte

10) im Jahre 1669 den 4. August M.  D a v i d  G e r l a c h,  aus Schmiegel in Groß Polen gebürtig, im Amt, bekleidete dasselbe aber [uur] nur bis 1681, in welchem Jahre seine schon früher bemerkbare Geistesschwäche so überhand nahm, dass er genöthigt war, sein Amt niederzulegen; dennoch erreichte er ein hohes Alter, denn erst im November des Jahres 1708 wurde er, 75 Jahre alt, von seinem beklagenswerthen Dasein durch den Tod befreit. Die erledigte Stelle erhielt:

11) H e i n r i c h  D z i k o w s k i,  von Geburt Thorner. Weil damals das Seniorat in Thorn unbesetzt war, so wurde er durch Simon Weiß, Prediger zu St. Marien in sein Amt eingeführt. Im Jahre 1688 ward er nach Thorn an die Marien-Kirche berufen, hielt am Tage Johannis des Täufers die Abschieds-predigt an die Gemeinde zu Gurske und starb am 14. Oktober 1703. Sein Nachfolger war:

12) S a m u e l  S c h ö n w a l d t,  früher Professor am Gymnasium zu Thorn, wurde 1688 am 3. Sonntage nach Trinitatis durch Dr. Paul Hoffmann der Gursker Gemeinde vorgestellt. Im Jahre 1701 erwählten ihn die Mitglieder der neustädtisch-evangelischen Gemeinde zu Thorn zum Nachfolger seines Schwachheits und hohen Alters wegen, pro emerito erklärten Vaters, des Peter Schönwaldt, der Prediger an der Kirche zur heiligen Dreifaltigkeit war. Samuel Schönwaldt hielt am 20. Sonntage nach Trinitatis seine Abschieds-predigt (über 1. Tessalon. 2, 11-13) in Gurske und starb zu Thorn 1720 am 20. Dezember.

13) Im Jahre 1701 am 21. Sonntage nach Trinitatis wurde  J o h a n n  H e l d t,  in Saalfeld ordinirt, früher 7 Jahre hindurch Prediger in Schwersenz, von dem Senior Dr. Paul Hoffmann hier introducirt in Gegenwart des Ger[10]hard Thomas, Halters von Gurske, des Bürgermeisters Johann Baumgarten und einer sehr zahlreichen Versammlung sowohl aus der Stadt, als auch vom Lande. Er starb 1717 den 27. Mai und wurde am 2. Juni beerdigt. Am längsten unter den bisher genannten Predigern stand der Gursker Kirche und Gemeinde vor:

14) H e i n r i c h  P r o c h n a u.  Er wurde am 6. März 1685 in Thorn geboren, wo sein Vater Heinrich Prochnau, altstädtischer Schöppe war. Er besuchte das Thorner Gymnasium unter dem Rektor Wende, ging 1706 nach Leipzig, dann nach Wittenberg, Halle und Jena und kehrte 1710 nach seiner Vaterstadt Thorn zurück, wo damals gerade die Pest grassirte. Im Jahre 1711 ging er nach Königsberg, kehrte 1714 von da wieder nach Thorn zurück, wurde 1717 am 8. Sonntage nach Trinitatis von dem Senior Ephraim Prätorius introducirt, und legte sein Amt nieder am Sonntage Septuagesimae, nachdem er 1751 Krankheits und Schwachheits halber pro emerito erklärt und mit einer anständigen Versorgung in den Ruhestand versetzt worden war. Er starb 1757 am 12. September, 72 Jahr alt, nur etwa 8 Tage eher als sein Nachfolger. Dieser war:

15) J o h a n n  G e o r g e  H u b e,  früher dreiundzwanzig Jahre 8 Monate hindurch Rektor der neustädtischen Schule zu Thorn und Vesper-Prediger zu St. Georgen. Er war 1696 den 14. Januar zu Thorn geboren und ein Sohn des ehemaligen 1735 verstorbenen vorstädtischen Schöppen, Johann Hube. Er besuchte das Gymnasium zu Thorn unter dem Direktor Jänichen, ging 1715 im Sommer nach Breslau, 1716 um Ostern ging er nach Leipzig, 1719 nach Jena, kehrte 1716 über Leipzig, Breslau und Posen nach Thorn zurück, wurde von dem Senior Prätorius nach vorher angestelltem Tentamen zum Prediger zugelassen, übernahm 1722 eine Hauslehrerstelle in Fraustadt in Großpolen, blieb da 5 Jahre und kam am 29. Juni 1727 wieder nach Thorn zurück, wo er alsbald mit Verrichtung der Predigten in der St. Catharinen-Kirche vor dem Thore, beauftragt wurde. Einige Wochen darauf wurde er vom Rector Jänichen als Lehrer bei der neustädtischen Schule eingeführt. Er wurde am Sonntage Sexagesimae von dem Senior Christoph Heinrich Andreas Geret, in sein Amt eingeführt und hielt an demselben Sonntage seine Antritts-Predigt über die Epistel, indem er sprach von der Sorge eines treuen Lehrers für [11] seine anvertraute Gemeinde 1) worin sie bestehe, 2) wie es ihm dabei ergehe und 3) wessen er sich dabei trösten könne. Hube starb 1757 am 19. September, 61 Jahr 8 Monat alt und wurde in der Kirche vor dem Altare begraben. Ihm folgte:

16) C h r i s t i a n  D a n i e l  L i e b e l t,  geboren im Jahre 1731 am 26. Dezember zu Slucko in Litthauen. Seine Eltern waren Daniel Liebelt, nachheriger Prediger an der neustädtisch-evangelischen Kirche zu Thorn, und Sophie geb. von Lützow. Er besuchte das Gymnasium zu Thorn von 1748 bis 1753, zeichnete sich durch seine Lernbegierde und seinen Fleiß aus, und vollendete seine Studien zu Leipzig und Wittenberg. Im Jahre 1756 kehrte er in seine Vaterstadt Thorn zurück, wurde daselbst unter die Kandidaten des Predigtamtes aufgenommen und 1757 am 17. Oktober zum Prediger der Thorner Niederungs-Ortschaften berufen, wurde am 25. Oktober in Danzig ordinirt und trat am 6. November, dem 22. Sonntage nach Trinitatus sein Amt an, wozu er von seinem Vater, bei der damaligen Vacanz des Seniorats in Gegenwart des Bürgermeisters Giering, des Kämmerers Giering und einer sehr zahlreichen Versammlung, feierlich eingeführt wurde. Sein Thema in der Antritts-Predigt war: "Von dem gesegneten Eintritt in das heilige Predigtamt: wenn dasselbe 1) mit einer ehrfurchtsvollen Danksagung an Gott, 2) mit einem heiligen und zuversichtlichen Vertrauen auf Gott 3) mit einem ernstlichen Verlangen nach dem Heil seiner Zuhörer und 4) mit inbrünstigem Gebet und Flehen zu Gott geschieht." Im Jahre 1758 den 10. Oktober verehelichte er sich mit Elisabeth Christine Hube, der einzigen Tochter seines Vorgängers, Joh. Georg Hube, und gab seiner Gemeinde das Beispiel einer höchst glücklichen und zufriedenen Ehe, die durch den Tod seiner geliebten Gattin, den 22. Oktober 1805 getrennt wurde. Er hatte die Freude ein glücklicher Vater von 12 Kindern, nämlich 5 Söhnen und 7 Töchtern zu werden, von denen er 10 Enkelkinder erlebte, aber auch den Schmerz, alle Söhne, zwei Töchter und vier Enkel in die Ewigkeit sich vorangehen zu sehen. In Leid und Freud' blieb er sich immer gleich, ein wahrer Verehrer Gottes und treuer Nachfolger Jesu. Er war ein Vater seiner Gemeinden, ein Freund für jeden, der Rath und Trost bei ihm suchte. In jedem Wort, das er lehrte, in jeder Handlung die er ausübte, leuchtete Religion, [12] Wahrheit und Menschenliebe hervor, und so hat er sich denn selbst ein bleibendes Denkmal in dem Herzen jedes Rechtschaffenen, den er einst belehrte, ermunterte, tröstete und ermahnte, gesetzt. Er hat sein schönes, segensreiches Leben gebracht auf 72 Jahre 9 Monat und 12 Tage. Sein Amt hat er mit ausgezeichneter Treue und Rechtschaffenheit geführt 50 Jahre weniger 3 Wochen. Sehnlichst wünschte er den schönen Tag seines Amtsjubiläums zu erleben und zu feiern, ergab sich aber, da er seine zunehmende Schwäche fühlte, in den heiligen Willen Gottes und starb mit frommer Ergebung, voll froher Hoffnung eines bessern Lebens. Es sind von ihm vorhanden: 1) Predigten zur Beförderung christlicher Erkenntnisse und der Gottseligkeit, besonders unter den Landleuten. Leipzig 1776 gr. 8. 2) Beitrag zur Beförderung der häuslichen Frömmigkeit, in einigen Predigten von gemeinnützigem Inhalte; gr. 8vo. Dessau 1782. 3) Eine Jubel- und Gedächtnißpredigt bei der 100jährigen Jubelfeier der Gursker Kirche, gehalten 1761 am Mariä-Reinigungsfeste. Thorn 1761. Ihm folgte im Amt:

17) W i l h e l m  S c h r o e e r,  geboren zu Schiefelbein einer Stadt in der Provinz Pommern, dem Regierungsbezirk Cöslin an der Rega, im Jahre 1761, woselbst sein Vater Senior war. Er hatte in Halle studirt, war nach vollendeten Universitätsjahren Hauslehrer geworden, kam dann nach Thorn und wurde hier unter dem Namen Lektor bei der neustädtischen Schule angestellt. Im Jahre 1804 wurde er von dem Superintendenten Hennig in der altstädtischen evangelischen Kirche zu Thorn ordinirt, dann nach Liebelts Tode zum Pfarrer der Gursker Kirche ernannt und trat hier sein Amt an am 7. Februar des Jahres 1808, nachdem er sich mit der Wittwe seines verstorbenen Freundes, des Predigers Wendland zu Thorn, verheirathet hatte. Aber nur kurze Zeit, kaum 2 1/2 Jahr verwaltete er dasselbe; Kränklichkeit nöthigte ihn es niederzulegen. Später war er Schulrath in Königsberg in der Mark und dann in Marienwerder. Im Freiheitskampfe von 1813 und 14 sahe man ihn, den 47jährigen Mann, Alles verlassen, in den Reihen der freiwilligen Vaterlandsbefreier; nach Beendigung desselben kehrte er in seine frühere Stellung zurück, starb aber bald darauf im Dezember des Jahres 1824 in einem Alter von 58 Jahren. Der Konsistorialrath Dr. C. G. Roeckner, der ihm die Leichenrede hielt, die im Druck erschienen ist, sagt [13] über ihn: Unwissenheit und Wahn und Vorurtheil zu bekämpfen, das Reich der Vernunft und der Tugend zu erweitern, für Wahrheit, für Recht und Pflicht, für Freiheit und für Menschenwohl zu leben und zu wirken; das war es, wofür der Sinn ihn als Jüngling und als Mann, am Altare der Kirche und im Rathe des Landes, sowie in dem Lager des Krieges beseelte und ihn tüchtig machte überall, wo es die Sache der Wahrheit und der Menschlichkeit galt, nicht mit Fleisch und Blut zu Rathe zu gehen, keine Anstrengung und keine Opfer zu scheuen und für das Höchste alles Aeußere, wie es Namen haben mag - das Leben selbst, wenn es sein mußte, daran zu setzen. Er hat herausgegeben 1) Kriegslieder zum Besten der Verpflegungsanstalt für erblindete Krieger. Königsberg 1815. 2) Gedichte: Zur Erinnerung für seine Waffenbrüder. Königsb. 1814. 3) Griechische Blumen: ein Uebersetzungs-versuch. Berlin 1803.


 
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letzte Aktualisierung: 17.12.2004